Das Quartier trägt gemeinsam Sorge zum Stadtgarten Färberwiese

Der Stadtgarten Färberwiese ist ein Zwischennutzungsprojekt auf einer städtischen Baulandreserve in Wetzikon. Mitten im stark verdichteten Quartier Widum haben die Anwohnenden auf einer Hektare einen selbstorganisierten Treffpunkt mit Gemeinschaftsgarten, Spielplatz und Grillstelle für die Quartierbevölkerung eingerichtet.

Wie ist die Ausgangssituation und was sind die Ziele Ihrer Caring Community?

Seit 5 Jahren wird auf einer Brache (1 Hektare Bauland) der Stadt Wetzikon als Zwischennutzung der Stadtgarten Färberwiese entwickelt. Die Färberwiese (www.faerberwiese.ch) liegt im Quartier Widum. Dieses wurde in den letzten 10 Jahren auf ehemaligem Landwirtschaftsland komplett neu und in dichter Bauweise erstellt. Die Siedlungs-Aussenräume sind üblich konventionell eingerichtet, quartierbezogene Erholungs- und Begegnungsräume fehlen komplett. Die Bebauungsstruktur ist wenig gemeinschaftsfördernd, die Tendenz zur Anonymität ist vorhanden.

Diese Umstände haben einerseits seitens der privat gegründeten IG Färberwiese zur Initiierung des Stadtgartens Färberwiese (www.faerberwiese.ch) geführt. Andererseits bedient das Konzept das Legislaturziel der Stadt Wetzikon zum Zusammenleben: «In städtischen Entwicklungsgebieten wird das soziokulturelle Zusammenleben aktiv gefördert.» Mit einem Beitrag der Stadt für einige Basisinfrastrukturen und zum Unterhalt der grossen Fläche stellt die IG Fäberwiese seit 2017 in freiwilligem Engagement die Grundlagen sicher, damit in einem Pilotversuch der Stadtgarten Färberwiese angeeignet und genutzt werden kann. Heute wird rund ein Drittel der Fläche durch engagierte Gärtner:innen weitgehend selbstorganisiert betrieben, ein weiteres Drittel ist Natur-/Wiesenfläche und ein Drittel steht der öffentlichen Nutzung mit Feuerstelle, Spielplatz, Sitzplatz zur Verfügung.

Nach 5 Jahren wird der Pilot Ende 2021 abgeschlossen und mit Leistungsvereinbarung in einen Regelbetrieb bis auf weiteres, das heisst, bis ein konkretes Bauprojekt für die Färberwiese zur Umsetzung gelangt. Wir rechnen, dass da 5 bis 10 Jahre dauert.

Wie funktioniert die «gegenseitige Unterstützung» in Ihrer Caring Community? Welche Beteiligungsmöglichkeiten gibt es?

Während die Aneignung und Selbstorganisation im Gartenbereich dank dem gemeinsamen Interesse des Gärtnerns recht einfach gelang, ist eine der wichtigsten Erkenntnisse aus dem Pilotbetrieb, dass eine gemeinschaftliche Selbstorganisation im öffentlichen Bereich (Spiel-/Grill-Sitzplätze) nicht von allein entsteht. Der öffentliche Teil wird zwar durch Bewohnende (und Spielgruppen, Kindergärten) des Quartiers genutzt, sie haben aber kaum Berührungspunkte untereinander (man könnte sagen, die gebaute Anonymitätsförderung des Wydums wirkt in den öffentlichen Bereich hinein). Die Färberwiese wird eher individuell als Familie oder Freundesgruppe genutzt, die Nutzenden existieren friedlich nebeneinander, aber ein Miteinander ist wenig beobachtbar.

Auffallend sind Kinder und Jugendliche, welche sich zwar wunderbar autonom aber auch teils ein wenig entfesselt auf der Färberwiese bewegen und die Infrastruktur nutzen - sie aber auch hin und wieder zerstören und Abfall hinterlassen. Wir haben festgestellt, dass sich Eltern (und teilweise auch Grosseltern der migrantischen Nachbarschaft) wenig darum kümmern, wie ihre Kinder den Platz nutzen.

Wir haben aber auch festgestellt, dass oft nicht ganz klar ist, welche Nutzung auf der Wiese erlaubt ist und wer dazu Zugang haben darf. Es ist gerade auch in einer Agglomerationsstadt mit einer bekanntermassen relativ hohen Unverbindlichkeit in neu erstellten Quartieren ungewohnt, sich einfach eine öffentliche Fläche anzueignen. Hinter einem vermuteten Konsumverhalten ist wohl eher auch eine gewisse Scheu und Zurückhaltung vorhanden. Insgesamt ist also auch ein Kommunikationsvakuum vorhanden, das die IG Färberwiese während der Pilotphase aufgrund mangelnder personeller Ressourcen nicht füllen konnte.

Wir haben deshalb feststellen müssen, dass wir mangels Ressourcen zu wenig in die Kommunikation und in den Aufbau einer verantwortlichen Gemeinschaft investieren konnten. Wir sind überzeugt, dass ohne eine zumindest impulsierende Koordination, Kommunikation und soziokulturelle Begleitung weder eine Aneignung noch engagierte Gemeinschaft möglich ist.
Hier knüpft nun das Projekt "Stärkung der Nutzer:innengemeinschaft im öffentlichen Bereich" an, indem durch vermehrte personelle Präsenz die Kommunikation über das Projekt besser vermittelt werden kann. Nutzer:innen sollen angeregt werden, sich vermehrt für den Spiel-/Grill-/Sitzbereich verantwortlich zu fühlen und vor allem auch einander kennen zu lernen und als Gemeinschaft zu verstehen.

Geplante Anlässe 2022:

  • 20.6. ab 14.00 Uhr: Vorbereitungen für den Spielplatzbau
  • 25.6. ab 11.00 Uhr: Spielplatzbau
  • 2.7.: ab 14.00 Uhr: Planung/Organisation Färbifest vom 28.8.

Kontaktperson

Bigi Obrist

Region

Zürich und Zentralschweiz

Themen

Kultur des Teilens, Physische und psychische Gesundheit, Umwelt, Ökologie, Zusammenleben, Nachbarschaft

Organisation / Trägerschaft

Wetzikontakt / IG Färberwiese


www.faerberwiese.ch

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