Bei tram-dem unterstützen sich Menschen in Basel gegenseitig
Mit dem Projekt «tram-dem» bringt der Verein beratungsnetz Menschen zusammen, die sich gegenseitig unterstützen, zum Beispiel beim Tram- oder Busfahren. Freiwillige stellen Begleitungen, Begegnungen und Zeit zur Verfügung und erhalten im Gegenzug neue Kontakte, lernen eine Sprache oder die lokale Kultur kennen. Das Projekt tram-dem wurde 2023 von GGG Benevol übernommen.
Wie ist die Ausgangssituation und was sind die Ziele Ihrer Caring Community?
Es geht ums Geben und Nehmen. Mit dem Projekt «tram-dem» bringt der Verein beratungsnetz Menschen zusammen, die sich gegenseitig unterstützen, zum Beispiel beim Tram- oder Busfahren. Freiwillige stellen Begleitungen, Begegnungen und Zeit zur Verfügung und erhalten im Gegenzug neue Kontakte, lernen eine Sprache oder die lokale Kultur kennen. Es soll ein Geben und Nehmen sein.
Was hat Ihnen beim Aufbau oder der Weiterentwicklung Ihrer Caring Community besondere Freude bereitet?
Wir haben gesehen, wie viele Menschen bereit sind, anderen mit ihrer Hilfe eine Freude zu bereiten. Mit tram-dem haben wir viele Freiwillige kennengelernt, die sehr gute Ideen eingebracht haben. Daraus konnten wir lernen und Neues entstehen lassen. Dann haben wir auch gelernt, dass es viele Dienstleister und Organisationen in der Stadt Basel gibt, die ein Start-up wie tram-dem unterstützen – sei es mit Wissen oder Geld, aber auch mit «Forderungen». Letztere fordern uns im positiven Sinne dazu auf, noch tiefer in die Materie einzusteigen.
Wie hat sich die Caring Community auf das Zusammenleben ausgewirkt?
Wir haben viele Menschen kennengelernt und mit ihnen die Herausforderungen im familiären Umfeld, zum Beispiel mit heranwachsenden Kindern und älteren Generationen, thematisiert. In der heutigen, schwierigen Zeit (Covid-19) ist es sehr wichtig, in der direkten Nachbarschaft nach Hilfe zu fragen und diese auch anzunehmen.
Bei den telefonischen Anfragen von Senior*innen wurde die Einsamkeit und das Gefühl, selber nicht mehr nützlich zu sein, deutlich spürbar. Unsere freiwilligen Begleiter*innen können diese Melancholie und kurzzeitig auch die Einsamkeit etwas lindern. Sie kommunizieren in der Sprache der jeweiligen Person – auch mal in Zeichensprache und schaffen Erlebnisse wie zum Beispiel ein Nachmittag beim Jassen oder ein Einkaufsbummel durch die Stadt.
Ich finde es auch berührend, wieviele Freiwillige nachfragen, wenn sich die betagte Person länger nicht gemeldet hat und sie um deren Wohlergehen besorgt sind.
Wer hat von Ihrer Caring Community profitiert?
In erster Linie sind das die Personen, die Begleitung brauchen. Langsam aber sicher wagen immer mehr Menschen, Hilfe bei tram-dem zu suchen. Die Pandemie verlangsamt unsere Anfragen trotzdem, da die Devise «wenig Menschen treffen» und die Angst vor einer Ansteckung allgegenwärtig sind, vor allem bei den Senior*innen. Die Freiwilligen, die sich einbringen können und begeistert sind, wollen sich weiterhin einsetzen. Sie sagen mir immer wieder, wieviel Freude es macht, helfen zu können.
Welche Tipps geben Sie anderen, die eine Caring Community planen?
Eine wichtige Erkenntnis ist, dass es gar nicht so einfach ist, mit dem Angebot in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Viele sind der Werbung überdrüssig.
Eine weitere Erkenntnis ist auch, dass viele Menschen, die Hilfe nötig hätten, noch nicht über Facebook oder andere soziale Medien erreichbar sind. Zudem ist die Bereitschaft zu helfen rasch mal ausgesprochen. Es schrecken dann aber viele davor zurück, ein Zugeständnis und eine gewisse Verpflichtung einzugehen.
Was sind die nächsten Schritte?
Wir wollen unsere Angebote ausbauen. Neben Begleitungen und sozialer Teilhabe könnte eine ältere Person zum Beispiel auch für eine jüngere kochen. Im Gegenzug wird die ältere Person begleitet oder an eine Veranstaltung mitgenommen.
Interessante Tandems wären auch, wenn eine Seniorin einen Freiwilligen beim Deutschlernen unterstützt und dafür Begleitung und sozialen Austausch erhält. Wir haben viele fremdsprachige Expats in Basel, die sich auch sehr für die lokale Geschichte und Bräuche in der Schweiz interessieren. Das Tandem kann dann wunderbar in Erinnerungen schwelgen und sich aus der Heimat erzählen. So gewinnen beide: Die Expats fühlen sich in der neuen Heimat wohl, die Senior*innen lernen etwas Neues, fühlen sich gebraucht und erhalten Abwechslung im Alltag.
Kontaktperson
Ursula Baum
Region
Nordwestschweiz
Themen
Physische und psychische Gesundheit, Unterstützung im Alltag, Voneinander lernen, Betreuung und Pflege
Organisation / Trägerschaft
tram-dem