Junge Menschen schliessen Freundschaften im «Gmeinschaftswärk Riehen»
Gemeinsam statt einsam: Der Verein Offene Tür in Riehen befähigt vereinsamende Menschen, ihren Teil an die Gemeinschaft zu leisten und so zum einem aktiven Teil davon zu werden. Oft kennen junge, gefährdete und psychisch beeinträchtigte Menschen ihre Möglichkeiten nicht, sich einzubringen. Im Gmeinschaftswärk Riehen leben und arbeiten sie zusammen und unterstützen sich gegenseitig.
Wie ist die Ausgangssituation und was sind die Ziele Ihrer Caring Community?
Wir stellen fest, dass in unserer Gesellschaft immer mehr Menschen vereinsamen. Die gegenwärtige Pandemie hat dieses Phänomen noch verstärkt.
Wir begleiten betroffene Menschen ins gewünschte Mass an Gemeinschaft.
Wie funktioniert die «gegenseitige Unterstützung» in Ihrer Caring Community? Welche Beteiligungsmöglichkeiten gibt es?
Vereinsamende Menschen sind Gebende und Nehmende. Sie zeigen eine hohe Bereitschaft zur Teilgabe, kennen aber ihre Möglichkeiten nicht, diese auch einzubringen. Wir schlagen die Brücke zwischen den Menschen und den Angeboten in unserem Ort.
Was hat Ihnen beim Aufbau oder der Weiterentwicklung Ihrer Caring Community besondere Freude bereitet?
Es ging bei uns nicht alles nach Plan. Ermutigend waren die Treffen mit den Freiwilligen, die vorzu neue Ideen entwickelt haben. Wir haben an dem gelernt, was auf Anhieb nicht wirklich gut funktionierte und suchen uns den Weg. Da ist ein Team besonders kostbar - zusammen fallen uns die förderlichen Ideen ein. Dank dem zur Verfügung stehenden Geld konnten wir Unterstützungsstunden für unser Projekt einkaufen zur Entlastung der Projektleitung. Zwei Studentinnen der Fachhochschule Nordwestschweiz/Soziale Innovationen haben uns immer wieder entlastet und tun es bis heute noch. Ohne diese wären wir wohl am Arbeitsaufwand eines Aufbauprojektes gescheitert.
Wie hat sich die Caring Community auf das Zusammenleben ausgewirkt?
Bis jetzt hat es das Zusammenleben einzelner gefördert und verbessert. Eine schöne Geschichte durften wir z.Bsp. um einen Mann erleben, der am vereinsamen war und heute Teil ist einer Whats-App - Gruppe, die sich gegenseitig zu Aktivitäten einlädt.
Bei einer anderen Frau konnten wir die Lebenssituation so stabilisieren, dass sie ihrer Arbeit wieder nachgehen kann und eine Freundin gewonnen hat. Eine weitere Frau engagiert sich jetzt im Deutsch geben. Zudem ist das Bewusstsein in unserem Netzwerk, was Einsamkeit mit den Menschen macht, gewachsen.
Wer hat von Ihrer Caring Community profitiert?
Die Einzelpersonen, die wir erreichen können und den Wiedereinstieg in soziale Netzwerke finden oder gefunden haben. Diverse Institutionen, die von uns wissen und auf uns zurückgreifen können.
Welche Tipps geben Sie anderen, die eine Caring Community planen?
Es braucht einen langen Atem und viel Zeit. Es ist gut, wenn man mit einem Team starten kann und die Aufgaben auf viele Schultern verteilt werden können. Zudem hilft uns das "Stundenlohnkässeli", wo wir uns für die Bereiche, wo wir nicht so gut sind, Hilfe einkaufen können. (z.Bsp. zur Gestaltung von Flyern). Grundsätzlich haben wir den Kommunikationsaufwand unterschätzt. Wir können nicht davon ausgehen, dass ein einzelnes Gespräch schon genug ist, um zu erklären, was wir sind und was wir wollen. Und man ist ganz schnell wieder aus dem Gedächtnis der Menschen gerutscht. Die Vernetzungsarbeit ist daher wesentlich aufwändiger, als ich erwartet habe.
Was sind die nächsten Schritte?
Wir werden im Rahmen 500 Johr Zàme Riehen - Basel einen Einsatz auf dem Friedhof Hörnli planen: wir servieren Kaffee und schaffen einen Begegnungsraum, da auf dem Friedhof vereinsamende Menschen, also unser Zielpublikum, anzutreffen sind. So hoffen wir, den Betroffenen Wege zur Teilnahme und Teilgabe in der Gesellschaft zu eröffnen. Zudem ist eine digitales Verzeichnis in Planung, wo alle möglichen Angebote in Riehen und Betttingen (verlinkt mit Basel) zur Teilnahme und Teilgabe aufgelistet werden sollen. Die aufsuchenden Besuche gehen weiter. Ein neuer Flyer wird aufgelegt. Ein Besuch bei der Spitex Riehen ist auf Mai eingeplant.
Kontaktperson
Irene Widmer-Huber
Region
Nordwestschweiz
Themen
Integration, Inklusion und Chancengleichheit, Kultur des Teilens, Physische und psychische Gesundheit, Voneinander lernen, Zusammenleben, Nachbarschaft
Organisation / Trägerschaft
Verein Offene Tür, Riehen
www.offenetuer.ch