Quartiere Solidale Inclusivo
Wir wollen eine Reihe von Projekten entwickeln, mit denen wir ein Quartier schaffen wollen, das ein «Zuhause» ist. Warum ein Zuhause? Weil wir das ganze Leben lang versuchen, ein Zuhause zu finden: Wir suchen es überall, in unseren Beziehungen, in der Arbeit, in Gegenständen, in verschiedenen Räumen und Zeiten. Und wenn wir die ganze Wucht des Lebens spüren, dann wünschen wir uns erst recht ein Zuhause, eines, das uns beschützt, uns beruhigt, sich um uns kümmert, uns in unserer Einzigartigkeit und im Wir-Dialog aufnimmt, der dem Leben einen Sinn verleiht. Das ist es, was wir aufbauen wollen. Ein Quartier, welches das Zuhause einer ganze Gemeinschaft und jeder einzelnen Person ist, die sich in diesem grossen Haus und dieser grossen Familie wohlfühlen kann, weil sie respektiert, verstanden, unterstützt und geliebt wird.
Wie ist die Ausgangssituation und was sind die Ziele Ihrer Caring Community?
Den Bürgerinnen und Bürgern einen Ort bieten, an dem sie sich treffen und ihre Bedürfnisse, Interessen und Wünsche im Gespräch und bei spielerischen und kulturellen Aktivitäten teilen können.
Die Bürgerinnen und Bürger ermutigen, das Programm selbst zu gestalten und sich auf eine Kontaktperson für die verschiedenen Aktivitäten zu einigen, je nach den Kompetenzen, die den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt werden sollen.
Die Stiftung Oltre noi unterstützt Aktionen, die eine Gemeinschaft fördern, die aufmerksam und empfindlich gegenüber den Bedürfnissen der Menschen ist, insbesondere hochsensibler Menschen, die aufgrund einer Neurodiversität Schwierigkeiten mit sozialen Beziehungen haben und Begleitung und einen einladenden Ort brauchen, um sich ausdrücken zu können.
Der Spazio Incontro Brega ist als inklusiver Ort entstanden, an dem einfühlsame und sachkundige Menschen bereit sind, Gesellschaft zu leisten, über die in der Region angebotenen Dienstleistungen zu informieren und kleine Hilfestellungen zu geben.
Wir bieten zudem ein breit angelegtes Projekt an, das sich an Menschen jeden Alters richtet, die sich mit dem Konzept Wohnen auseinandersetzen wollen: sich selbst bewohnen, die eigene Wohnung, Beziehungen, das Quartier, die Stadt, die Welt.
Dabei wird auch erforscht, was Zuhause heute in unserer Realität bedeutet und wie wir Orte schaffen können, die in der Lage sind, die Zerbrechlichkeit eines jeden und einer jeden von uns zu akzeptieren, ohne uns allein zu lassen, wenn wir die anderen am meisten brauchen.
Im Rahmen dieses Projekts werden – neben Informations-, Sensibilisierungs- und Austauschveranstaltungen – Aktivitäten angeboten, welche die Möglichkeit bieten, sich zu treffen, darüber nachzudenken und gemeinsam zu erarbeiten, was Zuhause für uns bedeutet. Es handelt sich also um ein Projekt, mit dem gemeinsam ein Zuhause geschaffen werden soll, zu einem historisch-kulturellen Zeitpunkt, wo uns die Individualität noch radikaler bedroht und unsere existenzielle Zerbrechlichkeit erhöht.
Wie funktioniert die «gegenseitige Unterstützung» in Ihrer Caring Community? Welche Beteiligungsmöglichkeiten gibt es?
Im Rahmen des Projekts für ein solidarisches und inklusives Quartier bieten wir verschiedene Freizeitaktivitäten an: die Montage im Spazio Incontro, die Tischgemeinschaften, die Erzählcafés unter der Leitung von Michele Corengia in Form eines Workshops zum Thema Mitgefühl, den Kurs für autobiografisches Erzählen unter der Leitung von Francesca Marchigiano zum Thema Wohnen sowie verschiedene spielerische Aktivitäten. In diesen inklusiven Situationen sind die Teilnehmenden eingeladen, sich ganz nach ihren eigenen Bedürfnissen, zeitlichen Möglichkeiten und Empfindlichkeiten zu beteiligen und zu interagieren. Menschen mit Beeinträchtigungen können auch Aufgaben wie Kaffeekochen, Aufräumen oder Materialeinkauf übernehmen.
Was hat Ihnen beim Aufbau oder der Weiterentwicklung Ihrer Caring Community besondere Freude bereitet?
Das aufrichtige Mitwirken aller am Projekt beteiligten Fachleute und Personen sowie die Natürlichkeit und gegenseitige Offenheit bei der Zusammenarbeit.
Wie hat sich die Caring Community auf das Zusammenleben ausgewirkt?
Wir konnten beobachten, dass mit jeder Aktivität mehr Leute teilnahmen und die Selbstverständlichkeit und die Freude darüber zunahm, bei diesen Momenten der Geselligkeit und des Austauschs dabei zu sein.
Wer hat von Ihrer Caring Community profitiert?
Senior*innen, Familienangehörige, empfindliche Menschen. Diese Leute verkehren im Spazio incontro in Breganzona und nehmen an den angebotenen Aktivitäten und Workshops im Zeichen des Austauschs teil. Auch dank dieser grossen Heterogenität der Teilnehmenden im Austauschmodus konnten hervorragende Ergebnisse erzielt werden.
Die Senior*innen konnten sich bei spielerischen Aktivitäten an Workshops und Mittagessen vergnügen. Die Mithilfe bei der Organisation und die Komplimente für die Zubereitung hervorragender Speisen bedeuteten auch Befriedigung für sie.
Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung oder mit Beeinträchtigung und hochsensible Menschen konnten sich an einem geschützten Ort ausprobieren und neue Fähigkeiten und Kompetenzen erwerben.
Die Familienangehörigen konnten neue freundschaftliche und kooperative Beziehungen knüpfen, Erfahrungen und Ratschläge austauschen und punktuelle Hilfe erhalten.
Welche Tipps geben Sie anderen, die eine Caring Community planen?
Versuchen, Menschen mit Einfühlungsvermögen und einem aktiven Hintergrund in das Projekt und die Entwicklung einzubeziehen. Und alle zusammen das Herz für die wunderbare und grenzenlose Welt der Möglichkeiten zu öffnen, die der schöne und wertvolle Austausch zwischen unterschiedlichen Menschen hervorbringen kann. Versuchen, den Ehrgeiz zu haben, in einer Kultur des Mitgefühls zu leben.
Was sind die nächsten Schritte?
Wir haben noch zwei neue Projekte in Planung: «Festeggiamo insieme», wo man seinen Geburtstag mit der Gemeinschaft in einem fröhlichen und respektvollen Umfeld im eigenen Quartier, in einem gemeinsamen und solidarischen Raum feiern kann, und «Circo e Teatro sociale», ein Workshop, der Einzelpersonen in unangenehmen und schwierigen Situationen über die Zirkuskunst in die Gruppe integrieren soll. Beide Projekte richten sich an die Bewohner*innen des Quartiers und die Besucher*innen des Spazio incontro, Jugendliche, Erwachsene und Senior*innen. Hinsichtlich der Kompetenzen wollen wir das Leistungsangebot für die Gemeinschaft ausbauen, indem wir Fachleute in die Aktivitäten einbeziehen, z. B. eine Person aus dem Bereich der Sozialarbeit, die auch als Quartiersanlaufstelle fungieren kann.
Kontaktperson
Berger Patrizia
Region
Tessin
Themen
Integration, Inklusion und Chancengleichheit, Physische und psychische Gesundheit
Organisation / Trägerschaft
Quartiere Solidale Inclusivo
www.autismo.ch