Wie fördern Caring Communities die psychische Gesundheit?

27.02.2025

Caring Communities bieten ein stabiles soziales Netz, das Menschen in schwierigen Zeiten auffängt. Sie schaffen ein Umfeld, in dem Menschen sich unterstützt, verstanden und akzeptiert fühlen, was die psychische Gesundheit langfristig stärkt und zu einer mental gesunden Gesellschaft beiträgt.

Beim Online-Stammtisch am 27. Februar 2025 diskutierten rund 20 Personen, wie Caring Communities die psychische Gesundheit fördern und wie sie zur Verhinderung von psychischen Erkrankungen beitragen können. Aber auch, was es braucht, damit sich auch Menschen mit psychischen Schwierigkeiten in Caring Communities aufgehoben fühlen.  

Anregende Diskussionen beim Stammtisch
Unter der Leitung von Julie Page, Leiterin der Koordinationsstelle des Netzwerk Psychische Gesundheit Schweiz, brachten die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und Beispiele ein, wie Caring Communities zur psychischen Gesundheit beitragen können:

  • Zeitgut stellt fest, dass die Tandems für die psychische Gesundheit bei den älteren Menschen eine wichtige Stütze sind. Im Tandem ist es einfacher zu erkennen, wenn jemand in eine Krankheit rutscht. So kann schnell ein Kontakt zum professionellen System hergestellt werden. Auch mit dem neuen Projekt von Tandems von chronisch-kranken Personen, die sich gegenseitig unterstützen, machen sie gute Erfahrungen. 
  • Im Emmental befindet sich ein Netzwerks zu psychischer Gesundheit im Aufbau. Im Netzwerk sind Betroffene, aber auch medizinische Fachpersonen dabei. Sie stellen fest, dass das Bedürfnis nach gegenseitiger Unterstützung bei den Betroffenen gross ist.
  • Die Kirchgemeinde merkt immer wieder, wie schwierig das Thema «psychische Gesundheit» ist. Alle finden es wichtig, aber zu konkreten Angeboten anmelden will sich niemand (Stigma von psychischen Erkrankungen). Man ist toleranter den anderen gegenüber: Es ist einfacher, jemand anderen zu unterstützen, jedoch selber zuzugeben, dass man Hilfe braucht, ist schwierig.
  • Es stellt sich auch immer wieder die Frage, wie man an die Personen gelangt, die Unterstützung benötigen. Hier kann der Tandem-Ansatz hilfreich sein, die Zusammenarbeit mit Spitex und Alterspsychiatrie, war trotzdem braucht es sehr lange, bis das Vertrauen aufgebaut ist. Die Chemie muss auch stimmen und es ist wichtig, der Überforderung bei den Helfenden vorzubeugen. Stand by you unterstützt die Freiwilligen z.B. mit Ausbildung, einem Chat und einem Freiwilligen-Tandem, wo man sich zu schwierigen Themen austauschen kann.
  • Die Diskrepanz zwischen Land und Stadt ist bei diesem Thema bemerkbar, aber auch zwischen den Generationen. Der direkte soziale Austausch ist sehr hilfreich, z.B. in Selbsthilfegruppen über Emotionen und Schwierigkeiten, aber auch konkrete Lösungsansätze zu diskutieren. Es ist wichtig, eine Sprache zu finden, um über psychische Probleme zu sprechen. Junge sind durch Social Media häufiger und anders mit solchen Informationen in Berührung und scheinen dadurch leichter darüber sprechen zu können. Ältere Menschen dagegen sprechen viel über körperliche Beschwerden, die Stigmatisierung für psychische Erkrankungen scheint bei älteren Menschen dafür stärker.
  • Kreatives Arbeiten im Living Museum hilft psychisch kranken Menschen, eine neue Identität als Künstlerin/Künstler zu entwickeln und Selbstwirksamkeit zu erfahren.

Was können Caring Communities leisten?

  • Sichtbar machen, dass es Angebote gibt und dass sich alle Menschen einbringen können, also auch Menschen mit psychischen Erkrankungen. Selbstwirksamkeit ist wichtig für die psychische Gesundheit. Diese kann auch entstehen, indem Menschen in der Gemeinschaft aktiv werden und dadurch ihre Selbstwirksamkeit stärken.
  • Sichbar machen von Unterstützungsangeboten für Menschen mit psychischen Erkrankungen.
  • Caring Communities sind das Bindeglied zwischen verlässlichen Bezugspersonen und einem unterstützenden Umfeld. 
  • Caring Communities können nicht da sein, um psychische Erkrankungen aufzufangen. Sie können aber in der Prävention und in der Gesundheitsförderung viel leisten.
  • Caring Communities können ein Sensorium entwickeln, wie man psychische Gesundheit erkennen kann.
  • Caring Communities können zur Entstigmatisierung beitragen und dabei helfen, eine gemeinsame Sprache zu finden. Ist Wohlbefinden weniger stigmatisierend als psychische Gesundheit?
  • Die 10 Schritte für die psychische Gesundheit könnten auch für Caring Communities interessant sein.

Wir suchen weitere Gastgeber:innen für einen Stammtisch
Der Stammtisch ist ein Format im Netzwerk Caring Communities, das in regelmässigen Abständen stattfindet. Haben Sie ein Thema, das Sie mit anderen Personen diskutieren möchten? Dann melden Sie sich bei Fanni Dahinden. Wir unterstützen Sie dabei, stellen die Technik sicher und bewerben den Stammtisch. Sie sind Gastgeber:in, alleine, zu zwei oder zu dritt, Sie wählen ein Thema und auch Termin und Zeit. Und vielleicht überlegen Sie sich eine Einstiegsfrage. Die Erfahrung zeigt, dass an einem Stammtisch immer schnell eine Diskussion in Gang kommt.
 
Wir freuen uns auf viele Stammtische, vielfältige Themen und gute Diskussionen.