Urbane Dörfer mit geteiltem Lebens-, Arbeits- und Wohnraum

Die Genossenschaft Urbane Dörfer schafft lebendige und zukunftstaugliche Lebensräume im urbanen Kontext. In Gümligen BE entsteht ein erstes urbanes Dorf mit 80 Wohnungen. Für die Initiantinnen und Initianten ist Wohnen weit mehr als ein Dach über dem Kopf: Alle Bewohnenden sollen Teil einer lebendigen und fürsorgenden Nachbarschaft sein. 

Wie ist die Ausgangssituation und was sind die Ziele Ihrer Caring Community?

Wir sind eine «Bottom-up-Initiative» für lebendige und zukunftstaugliche Lebensräume im urbanen Kontext. Unsere Community aus Genossenschafter/innen und acht Dorfpionier/innen mit einem ehrenamtlichen Engagement von je 10% wächst stetig. Wir verstehen uns als Gestalterinnen und Gestalter einer urbanen Nachhaltigkeit und eines gesellschaftlichen Wandels hin zu einem verantwortungsvollen, gemeinsam bestimmten Lebensstil.

Was hat Ihnen beim Aufbau oder der Weiterentwicklung Ihrer Caring Community besondere Freude bereitet?

Die Idee der Urbanen Dörfer fusst unter anderem auf dem Effinger - Kaffeebar und Coworking Space in Bern. Hier übten wir, wie man im geschäftlichen Alltag eine wertebasierte, selbstorganisierte und fürsorgende Gemeinschaft gestalten kann. Drei Jahre nach der ersten Version, dieses «WIR» mit mehr Menschen zu leben und auf die Dimensionen Wohnen, Arbeiten, Lernen und Leben zu erweitern, wird es nun konkret. Die ersten ein bis drei Jahre erforderten viel Durchhaltewillen eines kleinen Kerns, um die Vision aufrechtzuerhalten und von etwas zu sprechen, das es noch nicht gibt. So ist unsere Community entstanden. Mit den ersten konkreten Projekten und positiven Medienerwähnungen nehmen wir derzeit ein grösseres Interesse und eine wachsende Community wahr.

Wie hat sich die Caring Community auf das Zusammenleben ausgewirkt?

Unser Ziel ist die Befähigung von Menschen. Die sollen ihre Lebensräume in Gemeinschaft gestalten und beleben, ein neues Füreinander schaffen und offene Wohn-, Arbeits- und Lebensprojekte mit 40 bis 80 Wohneinheiten, geteilter Fläche und Ressourcen sowie öffentlichen Räumen entwickeln können.

In diesem Jahr üben wir uns darin, als Dorfpioniere dieses Mit- und Füreinander vorzuleben und mögliche Projektstandorte für Urbane Dörfer vorzubereiten. Im Kleinen soll gedeihen, was in den Projekten Früchte tragen soll. Die Mini-Community der Dorfpioniere ist eine vielfältige Gemeinschaft von ganz unterschiedlichen Menschen, zwischen denen echte Freundschaften gewachsen sind. Wir bilden ein stabiles Fundament für die zukünftigen Projekte.

Wer hat von Ihrer Caring Community profitiert?

Wir sind am Punkt, an dem wir für zwei mögliche Projekte mit dem Community-Aufbau beginnen können. Eines der Projekte ist ein Neubau eines Urbanen Dorfes mit rund 80 Wohnungen und einem Gewerbeteil in Gümligen (Bern). Das andere Projekt ist die nutzergetriebene Umnutzung eines 18’000 m2 grossen Gebäudes in eine gelebte Gemeinschaft mit gemischter Nutzung für Arbeit, Wohnen und Leben in der Region Bern. Diese Projekte schaffen den Rahmen und die Möglichkeit, damit interessierte Personen gemeinsam ihren zukünftigen Lebensort entwickeln und diesen dann beleben können.

Dank unserer neuen Homepage, dem Wissenspool, einem physischen und einem virtuellen Dorffest, unserem Newsletter sowie weiteren Vorträgen und Events erreichen wir immer mehr ganz unterschiedliche Menschen. Was sie verbindet, ist der Wunsch, dass ihre Wohnform ihren Werten und der Sehnsucht nach mehr Gemeinschaft und Suffizienz entspricht.

Im Herbst 2020 führten wir mit den ersten 50 potenziellen Nutzer/innen Workshops durch, um die Umnutzung des erwähnten Gebäudes und das Füreinander einer Community zu entwickeln.

Welche Tipps geben Sie anderen, die eine Caring Community planen?

Die Kunst des Community-Building liegt unseres Erachtens darin, Menschen zu begleiten, in einer selbst gewählten Community mit einem verbindenden Sinn ihren Platz und ihre Aufgabe zu finden. Hier können sie ihr Potenzial entfalten. Wenn sie befähigt werden, der nächsten Person beim gleichen Prozess zu helfen, entsteht gemeinsam etwas, das jede und jeder einzelne nicht erreicht hätte. Dieser Transformationsprozess bedeutet viel Arbeit, ist aber auch sehr sinnstiftend. Der Sinn muss damit Ausgangspunkt und gleichzeitig Wirkung sein.

Die Aufgabe des bewussten Community-Building ist es nicht, alle Arbeit selber zu machen, sondern einen Raum zu schaffen, in dem Menschen selbst organisiert und sinngetrieben Verantwortung übernehmen. Der Hauptfehler liegt oft darin, dass wir selber zu beschäftigt sind, um andere in diesem Prozess zu begleiten.

Was sind die nächsten Schritte?

  • Wir werden das Community-Building weiterführen, um die Basis zu vergrössern (Anzahl Newsletter-Abonnenten, Genossenschafter/innen, etc.) und noch besser mit ihnen kommunizieren.
  • Noch in diesem Jahr werden wir ein «Urban Future Lab» zum Thema «lokale Versorgungsgemeinschaft» durchführen, um zusammen mit der Forschung, Firmen und Nutzer/innen zu explorieren, wie eine gemeinsam bestimmte Versorgung mit Lebensmitteln aussehen könnte.
  • Ausserdem möchten wir die Mitwirkungsplattform weiter ausbauen, auf der interessierte Personen in unseren konkreten Projekten ihre Ideen, Fragen etc. eingeben und gemeinsam Neues erschaffen können.
  • Wir führen die Verhandlungen für die Globalmiete des 18’000 m2 Gebäudes und begleiten den Aufbau der nötigen Spurgruppe für dieses Urbane Dorf.
  • Wir führen Workshops für die Mitwirkung des Neubau eines Urbanens Dorfes mit interessierten Personen durch und verantworten die Weitergabe der Inputs in den Architekturprozess.
  • Wir möchten weitere interessierte Personen in den Kreis der Dorfpioniere begleiten und mithelfen, dass sie ihr Potenzial leben können.
  • Wir vertiefen die ersten Ideen, wie Urbane Dörfer noch stärker einen sozialen Auftrag leben können, um z.B. Wohnraum für temporäres Wohnen für Familien und Paare in Trennung zu schaffen.
  • Wir suchen Partner für ein Modell, wie ein «Pflegeheim zu Hause» in die Urbanen Dörfer integriert werden kann.
  • Wir leben und testen, was wir uns für die Urbanen Dörfer wünschen.

Kontaktperson

Matthias Tobler

Region

Espace Mittelland

Themen

Integration, Inklusion und Chancengleichheit, Kultur des Teilens, Unterstützung im Alltag, Voneinander lernen, Zusammenleben, Nachbarschaft

Organisation / Trägerschaft

Genossenschaft Urbane Dörfer


www.urbanedoerfer.ch

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